Samstag, 19. April 2008

New Orleans Hornets - Washington Wizards

Am 14. Oktober 2008 ist es soweit: Zum ersten Mal seit 1996, als Detlef Schrempf mit Seattle gegen die Indiana Pacers spielte, findet auf Berliner Boden wieder NBA-Basketball statt. Auf ihrer Tour durch Europa macht die Liga auch in der Hauptstadt Station, weitere Austragungsorte sind London und Paris (hier spielt jeweils New Jersey gegen Miami, Juchhu ...) sowie Barcelona (wo ebenso wie in Berlin New Orleans gegen Washington spielt). Austragungsort ist die dann hoffentlich fertige "O2 World". Es ist relativ offensichtlich, dass wir das goldene Ticket gezogen haben - wer will schon die "Miami Tankers" oder einen lustlosen Vince Carter sehen? New Orleans ist mit Aufbau Chris Paul eines der besten Teams der Liga, und Washington zählt mit Gilbert Arenas auf jeden Fall zu den spektakuläreren und besseren Mannschaften der NBA. Anders als in den Vorjahren werden die Teams in Europa nicht ihre komplette Vorbereitung absolvieren, sondern lediglich je zwei Freundschaftsspiele absolvieren - ein Schritt zurück also von dem Komplettprogramm, das es zuletzt in Frankreich, Spanien, Italien und der Türkei gab.

Auch die Nummer mit den Spielen gegen die Euroleague ist Geschichte. Offiziell heißt es, reine NBA-Spiele seien vor Ort einfach besser zu verkaufen als die Interleague-Spiele. Das klingt nachvollziehbar Uns würde es jedoch nicht wundern, wenn die Euroleague die Europa-Ambitionen der NBA mit Skepsis beobachtet. Immerhin wildert die US-Liga recht ungeniert im eigenen Vorgarten der Euros.

In diesem Interview mit diversen Journalisten aus dem europäischen Ausland sprach Commissioner David Stern über die Pläne der Liga, sich langfristig eine Europa-Division zuzulegen. Und wie wichtig Berlin innerhalb dieses Konzeptes ist, lassen wir ihn mal selber erzählen:

"I think that the arenas of the future are going to follow more closely the model of O2 in London and O2 World in Berlin, which are going to be able to accommodate suites and club suites and restaurants and a much broader list of amenities so the fans can really do more than European fans are used to doing in arenas and can improve the economic model."

Sprich: Die neuen Hallen in London und Berlin sind NBA-reif, weil sie neben Parkettboden und Sitzplätzen den ganzen Schnickschnack haben, an den NBA-Fans in Übersee gewöhnt sind. Dazu zählen nicht nur die VIP-Suiten, die eine Unmenge an Kohle bringen, sondern auch die Restaurants, Fan Shops usw.

Hier die schlechten Neuigkeiten: Wer es noch nicht mitbekommen haben sollte, Deutschland ist nicht unbedingt der heißeste Markt in Sachen NBA-Basketball. Im Gegenteil sieht es - Verweis auf das Foto nebenan, haha - recht düster aus. Die Spiele laufen fast nur auf Premiere, die Einschaltquoten sind mies, Basketball-Zeitschriften haben eine bestenfalls mittelmäßige Auflage, und die deutsche Basketball-Bundesliga ist bestenfalls ein Nischensport. Hierzu wieder der große Commish:

"It isn't the only market in which we have difficult negotiations. We consider ourselves very much a start‑up. We recognize that football is the leading sport in Europe. [...] I have had the pleasure of being in Berlin, actually, years ago we had Detlef Schrempf and the Indiana Pacers playing, I guess it was the Seattle Supersonics, and that was a long time ago, and we were well‑received then. But we know that we have to develop a fan base, and that's going to take time. And we are not in a hurry. We understand that the viewership of our games is not anywhere near other sports, but we are comfortable that more and more German youngsters are bouncing the ball, as opposed to kicking it, and that will eventually, eventually give us more Dirk Nowitzkis, which is a spectacular addition to our league. [...] We believe this is something that's possible for it to happen over a period of time and we are just not going to set deadlines for it to happen."

Die Quintessenz? "Time is on my side", um einen populären Rocksong zu zitieren. Klar sind TV-Quoten und das allgemeine Fan-Interesse hierzulande noch nicht besonders ausgeprägt, doch bis zu einer eventuellen Expansion hat die NBA viel Zeit, den hiesigen Markt zu entwickeln. Im weiteren Verlauf des Interviews rechnet Stern vor, wie wichtig die Einschaltquoten bwz. die TV-Rechte für das Geschäftsmodell einer NBA-Franchise sind: 15 bis 20 Mio. Dollar verdienen die Teams im Schnitt für die Vergabe der lokalen TV-Übertragungen. Für Berlin als "deutsches Team" hieße das wohl, die Rechte landesweit zu verkaufen - wir sind keine Experten, aber ein Markt von potenziell 85 Mio. Menschen sollte entsprechende Summen doch gerieren können?

Aber: Das ist alles Zukunftsmusik. Die NBA will in den kommenden Jahren genau die Entwicklung des Zuschauerzuspruchs in den in Frage kommenden Ländern und Städten beobachten. Die entsprechende Infrastruktur, sprich Hallen, vorausgesetzt, könnte dann peu à peu die Expansion nach Europa folgen. Es liegt also an uns als NBA- und Basketball-Fans, der Liga zu zeigen, dass wir bereit sind für eine solche Ausweitung auf den alten Kontinent. Die "O2 World" muss also brechend voll sein, damit die Liga-Bosse erkennen, was für ein Potenzial in Deutschland steckt.


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(FOTO auf dieser Seite: marco_vetten/aboutpixel.de)

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